Berliner Morgenpost Jeder Tag müsste Muttertag sein ein Kommentar von Reporterin Nicole Dolif
Archivmeldung vom 15.05.2023
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Freigeschaltet durch Mary SmithEin Blümchen auf dem Frühstückstisch, eine kleine Bastelei aus der Kita, Kinder, die freiwillig die Spülmaschine ausräumen - ganz ehrlich: Welche Mutter freut sich darüber nicht? Es ist ein bisschen Aufmerksamkeit und Wertschätzung von den Menschen, die man liebt. Und davon gibt es ja ganz allgemein im Alltag für alle oft einfach ein bisschen zu wenig.
Insofern ist gegen Muttertag also nichts zu sagen. Aber organisierte Wertschätzung an einem einzigen Tag im Jahr? Was ist mit den anderen 364 Tagen, an denen die Mütter den Spagat zwischen Beruf und Familie bewerkstelligen müssen? Denn noch immer lastet die Sorge für die Kinder doch überproportional häufig auf ihren Schultern. Auch wenn es in den vergangenen Jahren hier und dort Verbesserungen gegeben hat, sind wir von einer echten Gleichberechtigung in Deutschland leider noch weit entfernt. Noch immer sind es vor allem die Mütter, die den größeren Teil der Elternzeit nehmen, die zu Hause bleiben, wenn das Kind krank ist. Viel öfter als Väter arbeiten sie in Teilzeit und verzichten deshalb auf eine Karriere. In viel zu vielen Berufen werden Frauen - und Mütter erst recht - schlechter bezahlt als ihre männlichen Kollegen. Und in Spitzenpositionen in Wirtschaft und Politik gelangen sie auch seltener.
Blümchen und Basteleien sind also schön, sehr schön sogar. Aber was Mütter wirklich brauchen, ist eine echte Wertschätzung für das, was sie jeden Tag leisten. Also Strukturen, die sie unterstützen, Chefs, die sie fördern und Familien, in denen die Aufgaben halbwegs gerecht verteilt sind. Wenn wir da irgendwann hinkommen, ist jeden Tag Muttertag.
Quelle: BERLINER MORGENPOST (ots)