Westdeutsche Zeitung: Bitte keinen Flickenteppich
Archivmeldung vom 23.11.2006
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittNach jahrelangen Diskussionen ist der Ladenschluss freigegeben. Kein Gesetz schreibt den Händlern in Nordrhein-Westfalen mehr vor, zu welchen Zeiten sie ihre Geschäfte schließen müssen. Endlich. Wer es jetzt jedoch beklagt, dass das neue Angebot nur zögerlich angenommen und umgesetzt wird, der liegt damit falsch.
Die Freigabe der Ladenöffnungszeiten heißt ja nicht, dass
alle Einzelhändler die neuen Möglichkeiten automatisch sofort bis an
ihre Grenzen ausreizen müssen.
Das Weihnachtsgeschäft wird zum Testlauf für die Freigabe. Die
Kunden ändern ihre Einkaufsgewohnheiten nicht über Nacht. Sie müssen
sich erst an die neuen Zeiten gewöhnen - ebenso wie die
Einzelhändler. Das war schon bei der Verlängerungen der
Öffnungszeiten von 18.30 Uhr auf 20 Uhr so. Zudem wird es sehr auf
den Standort ankommen, in welchem Umfang sich die längere Öffnung
lohnt. Die Zentren der großen Städte oder Einkaufspaläste wie das
Centro in Oberhausen können sich mit längeren Shopping-Angeboten noch
mehr profilieren. Aber auch kleineren Städten eröffnet die neue
Regelung Chancen - mit der Rückkehr des "langen Donnerstags" oder
Late-Night-Shopping
bei Stadtfesten beispielsweise.
Damit das ganze Projekt kein Misserfolg wird, ist jedoch ein gewisses Maß an Verlässlichkeit gefragt. Der Kunde hat nämlich keine Lust, sich durch einen Dschungel von ganz unterschiedlichen Ladenöffnungszeiten zu kämpfen. Wenn er nicht genau weiß, dass sich der Weg in die City nach 20 Uhr auch lohnt, dann wird er im Zweifel lieber zuhause bleiben. Nach dem weihnachtlichen Testlauf sollten sich in den Städten daher verlässliche Öffnungszeiten herauskristallisieren. Ein bunter Flickenteppich quer durchs Land - das ist weder im Sinne der Händler noch der Kunden.
Quelle: Pressemitteilung Westdeutsche Zeitung