Rheinische Post: Schule und Datenschutz
Archivmeldung vom 13.10.2006
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie Klage über die Bildungssituation in Deutschland gehört zwar seit Jahren zum politischen Standard-Repertoire. Doch zu den wirklichen Hürden einer guten Schullaufbahn ist über ein paar karge Grundbotschaften hinaus wenig bekannt. Bringt Sitzenblieben etwas? Haben Sprachkurse für Ausländerkinder den erwarteten Effekt?
Zu solchen Fragen gibt kaum
verlässliches Datenmaterial. Das Anliegen der Kultusministerkonferenz
für ihr Bildungsregister ist also ein wichtiges. Das aber
rechtfertigt nicht automatisch die Mittel. Einmal mehr gilt: Gute
Datenschützer sind misstrauische Datenschützer. Dass sie vor
Orwellschen Zuständen warnen, ist nicht etwa ein hysterischer Reflex,
sondern ihre Pflicht. Die Erfahrung zeigt nämlich: Politiker sind
geradezu gierig nach Daten, und es erweist sich als klug, die
Einlösung von Beteuerungen zum Datenschutz penibel zu verfolgen. Man
erinnert sich: Erst gab es die Lkw-Maut, die nur der Kostenermittlung
dienen sollte. Dann folgte die Debatte, wann diese Daten zu
Fahndungszwecken gebraucht werden können. Inzwischen gibt es eine
leise Debatte über eine PKW-Maut - die nächste Stufe ist leicht
auszumalen.
Bildungskarrieren im Register, Krankengeschichten auf Chipkarte, Bewegungsbilder auf Videokassette - alles im Griff? Ein Schelm, wer Böses dabei denkt, aber ein Naivling, wer nur Gutes unterstellt.
Quelle: Pressemitteilung Rheinische Post