Südwest Presse: Kommentar zum Strom
Archivmeldung vom 31.08.2006
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittGleich im Doppelpack bekommen die Verbraucher angesichts der nächsten Welle von Strompreiserhöhungen jetzt Beruhigungspillen verpasst: Die Bonner Regulierungsbehörde kürzt den großen Stromkonzernen fleißig die Preise zusammen, die sie für die Benutzung ihrer Hochspannungsnetze von der Konkurrenz verlangen dürfen.
Die Wirtschaftsminister quer durch die Republik setzen sich
lautstark für ein Beibehalten der Preisaufsicht ein.
Nur in Stuttgart herrscht peinliche Funkstille. Der Grund ist
einfach. Das Land hat die Kontrolle der Verbrauchertarife vor lauter
Begeisterung über die Liberalisierung des Strommarktes längst
abgeschafft. Dass der Wettbewerb höchstens auf dem Papier
stattfindet, hat den damaligen FDP-Wirtschaftsminister Walter Döring
allerdings nicht weiter gestört.
Weil sich daran bis heute nichts geändert hat, ist der jüngste
politische Aktivismus nur ein Ablenkungsmanöver. Wirklich
nennenswerte Verbesserungen bei den Stromtarifen sind so jedenfalls
nicht zu erwarten. Dazu müsste man schon den vier marktbeherrschenden
Stromkonzernen Eon, RWE, ENBW und Vattenfall ernsthaft in die Parade
fahren und sie daran hindern, die Stromproduktion schön knapp zu
halten. Weil dazu weder Politik noch Regulierer in der Lage sind,
werden die Marktkräfte für weiter steigende Preise sorgen. Soll sich
dies ändern, müssen neue Anbieter mit zusätzlichen Kraftwerken her.