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Börsen-Zeitung: Fehlende Exit-Strategie

Archivmeldung vom 01.12.2017

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 01.12.2017 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott

Die großen Ölförderländer haben mit ihrer Entscheidung zur Verlängerung der Förderkürzungen um neun Monate bis Ende 2018 genau das beschlossen, was die Marktteilnehmer erwartet haben. Am Ölmarkt hat es darauf eine verhalten positive Reaktion gegeben. Letztlich hat sich damit Saudi-Arabien durchgesetzt, das diese "große Lösung" befürwortete.

Russland, das eigentlich die "kleine Lösung" einer Verlängerung um sechs Monate wollte, hat sich kompromissbereit gezeigt. Der russische Ölminister Alexander Nowak konnte aber erreichen, dass es anlässlich des Ölministertreffens im Juni eine Überprüfung der Ziele der "erweiterten" Opec gibt. Das Kartell hat damit bewiesen, dass es trotz des sich weiter zuspitzenden Machtkampfes zwischen Saudi-Arabien und dem Iran handlungsfähig ist. Das dokumentiert sich auch darin, dass sich erstmals auch die von den Kürzungen bislang befreiten Länder Nigeria und Libyen den Förderquoten unterworfen haben und ihre Produktion nicht weiter steigern wollen.

Zumindest auf den ersten Blick sieht es jetzt danach aus, als habe die Opec den Ölmarkt wie in den für sie goldenen 1970er Jahren in der Hand - wenn auch diesmal dank der tatkräftigen Unterstützung des Nichtmitglieds Russland. Die verhalten positive Marktreaktion sollte aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich die Zeiten geändert haben. Insofern ist die von Russland durchgesetzte Überprüfung zur Jahresmitte von großer Bedeutung. Allerdings fehlen noch sämtliche Details zum Exit-Mechanismus der Kürzungen im Rahmen der Überprüfung. Zwar sind die Lagerbestände der OECD-Staaten noch nicht wieder auf dem von der Opec angepeilten Fünfjahresdurchschnitt angekommen - wenn man die von Saudi-Arabien bevorzugte mengenmäßige Sichtweise anwendet.

Wenn man dagegen, wie Russland argumentiert, die Lagerbestände dynamisch in Nachfragetagen misst, sind die Produzenten ihrem Ziel schon deutlich näher gekommen. Es besteht daher durchaus die Gefahr, dass die Opec über ihr Ziel hinausschießt. Das würde zu einem zeitweilig deutlich steigenden Ölpreis führen und damit auch unweigerlich zu einer kräftigen Produktionssteigerung der US-Schieferölindustrie sowie anderer Förderländer mit ungünstiger Kostenstruktur. Das würde den Ölpreis dann wiederum stark unter Druck setzen - was nicht im Interesse der Opec wäre. Mit dem aktuellen Beschluss hat sich die Opec noch keine geeignete Reaktionsmöglichkeit gegeben.

Quelle: Börsen-Zeitung (ots) von Dieter Kuckelkorn

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