Mindener Tageblatt: Kommentar zu SPD
Archivmeldung vom 20.10.2008
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittUnd noch ein Neuanfang Von Christoph Pepper Weniger als ein Jahr vor der nächsten Bundestagswahl hat die SPD auf den "Neustart"-Knopf gedrückt.
Vergessen sollen sie sein, die Querelen und Streitereien, die soeben den x-ten Parteivorsitzenden der jüngeren Neuzeit ins Aus katapultiert hatten, vergeben die Intrigen und Durchstechereien. "Ich kenne keine Flügel mehr, ich kenne nur noch Sozialdemokraten", intonierte frei nach Wilhelm Zwo der neue alte Parteichef Müntefering das Traditionslied von der solidarischen Sozialdemokratie, und alle, alle stimmten ein, hoffnungsfroh und auch ein wenig gerührt ob der eigenen Entschlossenheit zum Erfolg. Die Zeitumstände spielen der SPD eigentlich in die Hände. Plötzlich ist wieder der starke Staat gefragt, der Kapitalismus zeigt ungeahnte Schwächen. Ein SPD-Finanzminister trägt energisch zum Rettungspaket bei. Die in den Umfragen lange Zeit so unangreifbar scheinende Union hat den Quasi-Knockout ihres bayrischen Mehrheitsgaranten zu verkraften, weitere Menetekel in den noch ausstehenden Wahlen sind nicht auszuschließen. Und in der SPD ist es seit Kurt Becks Abgang ruhig. Verdächtig ruhig, muss man allerdings sagen. Denn keines der Probleme, an denen Beck - sieht man einmal von seiner Person ab - gescheitert ist, hat die SPD wirklich gelöst. Die tiefen Gräben zwischen den Flügeln sind mitnichten zugeschüttet, das Hessen-Dilemma steuert mit dem nächsten Machtergreifungs-Versuch Andrea Ypsilantis auf die Nagelprobe zu. Mit Franz Müntefering und Frank-Walter Steinmeier hat die SPD, soviel ist richtig, eine rundum vorzeigbare Doppel-Spitze. Doch schon die unterschiedlichen Berliner Wahlergebnisse der beiden zeigen, dass ihr Hauptproblem vorerst die eigene Partei bleiben wird. Hoffnungsfrohe Neuanfänge gab es schließlich einige in ihrer jüngeren Geschichte - ab sofort läuft die Bewährungsprobe für den nächsten Versuch. Man darf gespannt sein.
Quelle: Mindener Tageblatt