WAZ: Dumm gestrichen
Archivmeldung vom 17.11.2009
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDa kommt noch was auf uns zu: Im reichen Hamburg streitet man darum, den 200-Millionen-Kulturetat um zehn Millionen zu kürzen, was sogar den besonnenen Siegfried Lenz auf die Barrikaden bringt.
Zusammen mit jemandem, der was von Geld versteht: Ex-Bundesfinanzminister Manfred Lahnstein, der auch weiß, dass man keinen Stadtetat der Welt mit Kulturkürzungen sanieren kann. Im ebenfalls nicht armen Stuttgart will der Stadtrat beschließen, alle Kultureinrichtungen zu "rasieren", die kleinen sollen fünf Prozent weniger bekommen, die großen zehn Prozent weniger. Mit der Folge, dass auch der Bücherbus gestrichen werden soll. Da könnte man sich daran erinnern, dass eine erfolgreiche Autorin wie Hatice Akyün damals in Marxloh durch den Bücherbus nicht nur zum Lesen, sondern überhaupt zur deutschen Sprache gefunden hat. Und daran, dass es dumme Kürzungen gibt und weniger dumme. Die Rasenmäher-Methode ist allemal die faulste. Sie erspart nur unangenehme Diskussionen über das, was wichtig und was weniger wichtig ist.
Quelle: Westdeutsche Allgemeine Zeitung