Rheinische Post: Saddam vor Gericht
Archivmeldung vom 19.10.2005
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittRache darf nicht zur Leitlinie für den in Bagdad beginnenden Prozess gegen Saddam Hussein werden. Der gestürzte Ex-Diktator wird aber genau diese Reflexe bei vielen Irakern reizen: Zig tausend Tote schwärzen seine Diktatorenbilanz. Der Prozess gegen den früheren Machthaber muss gerade deswegen juristisch sauber geführt werden. Er darf zu keinem Schauprozess verkommen, denn das würde Iraks Zukunft belasten.
Irak macht Saddam den Prozess. Dabei geht es um schwer wiegende
persönliche Schuld. Am Ende könnte gar die Todesstrafe stehen. Das
Verfahren muss daher mehr leisten als nur die Aufarbeitung von dessen
Unrecht. Was immer geschah, Saddam Hussein hat es nicht allein zu
verantworten. Eine Führungsclique und jede Menge Helfershelfer tragen
Mitschuld. Irak blickt von heute an in den Schlund der Vergangenheit.
Das ist gefährlich, denn das Land ist innerlich sehr labil. Der
Terror ist nicht besiegt, alte regimetreue Kader haben mit mehr
Gewalt gedroht, sollte Saddam Hussein heute vor seine Richter geführt
werden. Brisant wird dessen Verteidigung in jedem Fall. Welche Rolle
spielten die USA, als der Diktator gegen den Iran zu Felde zog? Da
war er noch der nützliche Freund Washingtons.
Quelle: Pressemitteilung Rheinische Post