WAZ: Kein Bildausfall bei Skandal-Tour
Archivmeldung vom 18.07.2008
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittSauber sollte sie werden, total gereinigt von Pillen und Spritzen. Doch die 95. Tour de France scheint noch schmutziger zu werden als die skandalösen Rundfahrten von 2006 und 2007. Innerhalb von sechs Tagen ist bereits der dritte Doping-Sünder ertappt worden, weitere Affären sind nicht ausgeschlossen, sondern eher wahrscheinlich.
Und dennoch denken die öffentlich-rechtlichen deutschen Fernseh-Anstalten, die sich vor einem Jahr nach dem Fall Sinkewitz über Nacht ausblendeten, keineswegs an einen erneuten Rückzug. Einerseits schwer zu begreifen, andererseits auch nicht ganz unverständlich, weil sich ARD und ZDF in einer Zwickmühle befinden. Denn was ist der objektivierbare Maßstab für Ethik, Moral, Sauberkeit im Spitzensport? Einfach so zu tun, als wäre der Radsport die Wurzel allen Übels, ist heuchlerisch. Wer die Skandal-Tour ignoriert, der darf sich in wenigen Wochen nicht unvoreingenommen an Olympia heranwagen. Auch Schwimmer, Leichtathleten, Ruderer, Kanuten oder Kraftsportler kennen ihren Arzt und Apotheker und stemmen das Gold nicht allein dank Bio-Futter.
Quelle: Westdeutsche Allgemeine Zeitung (von Hans-Josef Justen)