Rheinische Post: Angela Merkels schwerster Fehler
Archivmeldung vom 15.12.2007
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittAuf dem Gipfel gehen alle Wege nur noch bergab. Angela Merkel schien an der Spitze der großen Koalition lange Zeit unangreifbar. Auch in den eigenen Reihen hielten sich ihre Kritiker zurück. Das hat sich mit der Entscheidung für den Post-Mindestlohn dramatisch gewandelt. Die Zustimmung der Union, von der Kanzlerin als Kompromiss verkauft, war ihr bislang schwerster Fehler.
Mittlerweile fragen sich viele im Land, ob die Partei Ludwig Erhards
ordnungspolitisch von allen guten Geistern verlassen ist. Offensichtlich haben
Merkel und ihre Berater die Brisanz des Themas Post-Mindestlohn verkannt. Sie
wollten ein lästiges Thema vor den Landtagswahlen im Frühjahr rasch abräumen.
Erreicht haben sie das Gegenteil. Die Unionsspitze musste viel Kraft
investieren, um bei der Abstimmung im Bundestag die Zahl der Abweichler zu
begrenzen. Gelöst ist damit nichts. Eine Branche nach der anderen erhebt
Forderungen nach einem eigenen Mindestlohn. Besser wäre gewesen, die CDU/CSU
hätte einem einheitlichen Mindestlohn als geringstem Übel zugestimmt, und zwar
einem, der den immer noch geltenden Grundsatz nicht aus den Augen verliert, dass
Löhne erwirtschaftet werden müssen. Wo dies nicht mehr gelingt, gehen Jobs
unweigerlich verloren. Es wird Angela Merkel viel Mühe kosten, die Folgen dieses
Fehlers zu begrenzen.
Quelle: Rheinische Post (von Martin Bewerunge)