Neues Deutschland: zum Kaukasuskonflikt
Archivmeldung vom 28.08.2008
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittGanze drei Tage dauerte es im Februar dieses Jahres, da legte die Bundesregierung dem von Serbien abgespaltenen Kosovo die Anerkennung auf den Tisch.
Die USA taten es binnen eines Tages. Von territorialer Unversehrtheit Serbiens als Rechtsnachfolger Jugoslawiens, die die UNO einst zusicherte, war in Washington und Bonn nichts mehr zu hören. Im Falle der russischen Anerkennung Südossetiens und Abchasiens - die seit Auflösung der Sowjetunion darauf beharren, nicht zu Georgien gehören zu wollen - wird nun eine Verletzung des Völkerrechts ins Feld geführt. Und eine Drohkulisse aufgebaut, als ob das Schwarze Meer (die US-»Küstenwache« an dessen Ostküste!) ein integraler Teil des Nordatlantik und des nach ihm benannten Militärpakts sei, und Russland dort eine fremde Macht. Der US-geschützte Überfall Georgiens auf Südossetien wird schnell ins Vergessen gedrückt, dem Angreifer sogar ein Lohn in Aussicht gestellt: Kurs auf NATO-Beitritt. Der russische »Verteidigungsvorstoß« bis nach Georgien hinein war gewiss nicht angemessen (wie »angemessen« ist Krieg überhaupt?). Dass Moskau jedoch nicht still hält, während die NATO rund um Russland am Schraubstock dreht, war vorhersehbar. Was aber ist nun das Kalkül der NATO? War der georgische Angriff nur das Vorgefecht für eine weit größere Konfrontation? Die Kalten Krieger laufen sich wieder warm. Und sie finden in der Region allerlei Abenteurer, die die »russische Gefahr« herbeizuprovozieren wissen.
Quelle: Neues Deutschland