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Börsen-Zeitung: Haarsträubendes über HBOS

Archivmeldung vom 18.09.2008

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 18.09.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Kaum lichten sich die Rauchschwaden um Lehman Brothers, wird die britische Großbank HBOS an den Märkten buchstäblich zusammengeschossen. Nach einem dramatischen Kursverfall am Mittwochmorgen hat sich HBOS stante pede zum Übernahmekandidaten deklariert und im Konkurrenten Lloyds TSB einen potenziellen Retter gefunden. Die Regierung spielt den Schirmherren.

Wettbewerbsrechtliche Bedenken, die einen Zusammenschluss eigentlich zu einem Ding der Unmöglichkeit machen sollten, spielen keine Rolle mehr; die Regierung hat es mit der Angst zu tun bekommen. HBOS ist Marktführer im britischen Hypothekenkreditmarkt. Ein Zusammenbruch kommt nicht in Frage, eine Verstaatlichung wie bei Northern Rock erst recht nicht. Plötzlich wirkt die Bereitschaft von Lloyds TSB, den Konkurrenten einzukassieren, wie eine willkommene "Marktlösung".

Fast schon komisch ist die Parallele zu Northern Rock, der Lloyds TSB vergangenen September unter die Arme greifen wollte. Nur spielten Regierung und Bank von England nicht mit. Dabei ging es nicht zuletzt um Garantien zur Überbrückung von Northern Rocks Refinanzierungslöchern. Bedenkt man allerdings, dass die Sorge um vergleichbare Refinanzierungsengpässe bei HBOS hinter dem Kursdebakel stehen soll, muss man fragen, mit welchem guten oder schlechten Gewissen Lloyds TSB diesmal der Weg geebnet wird. Haarsträubender aber noch ist die Überlegung, dass die seit Monaten den Attacken von Spekulanten ausgesetzte HBOS Opfer einer unbegründeten Marktpanik oder aber gezielter Leerverkaufsoffensiven sein könnte. Tatsache ist zwar, dass sie ihr Aktivgeschäft zu weniger als 50% mit Einlagen deckt und damit stärker als andere auf Kapitalmarktrefinanzierungen angewiesen ist. Sie unterliegt aber derzeit keinem Engpass und kann eine Konditionenverteuerung gewinnseitig verkraften.

Im Gegensatz zu 2007 sind die Verbriefungsmärkte derzeit "offen", und der Bezug von Zentralbankgeld ist leichter. Der Finanzaufseher bescheinigt HBOS nicht nur eine gute Kapitalisierung, sondern auch eine zufriedenstellende Refinanzierung. HBOS ist damit keine Northern Rock und ihre Übernahme unnötig wie ein Kropf. Das hilft aber alles nichts, wenn der Kapitalmarkt einem Institut das Vertrauen entzogen hat.

Quelle: Börsen-Zeitung (von Norbert Hellmann)

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