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Neue Westfälische, Bielefeld: Rhetoriker gefragt

Archivmeldung vom 02.06.2010

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 02.06.2010 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Wenn es nach Kanzlerin Angela Merkel ginge, würde heute Ursula von der Leyen als Bewerberin für das höchste Amt im Staat präsentiert. Doch noch ist nicht klar, ob sich vor allem die Union mit dem Gedanken anfreundet, an der Spitze des Staates gleich zwei Frauen zu sehen. Das ist aber ein lächerliches Argument und zeigt, dass hartnäckige Rollenvorurteile in der CDU wie auch der CSU immer noch ein Plätzchen finden.

Es wäre zwar schön, wenn auch mal eine Frau ins Schloss Bellevue gewählt würde. Aber die Geschlechterfrage ist in diesem Fall von absolut untergeordneter Bedeutung. Es kommt auf die Eignung an. Dabei darf die Aufgabe nicht aus dem Blick geraten. Der Bundespräsident oder die Bundespräsidentin soll repräsentieren und durch die Macht der Worte überzeugen. Von der Leyen ist eine viel zu durchsetzungsstarke Gestalterin für den Posten im Schloss Bellevue. Ihrem Temperament würde es eher entsprechen, sich das Kanzleramt offenzuhalten. Deutschland hätte in dieser Krise einen richtig guten Rhetoriker als Bundespräsidenten verdient. Gerade weil hier Horst Köhler in seiner zweiten Amtszeit allzu schmale Kost geboten hat. Man möchte mal wieder einer zündenden Idee und Gedanken mit Tiefgang lauschen. Es ist vielleicht ein wenig unbeobachtet geblieben, dass Bundestagspräsident Norbert Lammert in den vergangenen Jahren ein paar wunderbare Reden gerade zur deutschen Geschichte gehalten hat, die eine Wirkung jenseits enger Parteigrenzen entfaltet haben. Dass die Opposition möglicherweise auf einen eigenen Kandidaten setzt, ist ihr gutes Recht. Aber da Schwarz-Gelb eine klare rechnerische Mehrheit hat, wäre jeder Gegenbewerber ein reiner Zählkandidat. Eine Margot Käßmann oder auch eine Antje Vollmer sollte man dafür nicht verschleißen.

Quelle: Neue Westfälische

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