Neue Westfälische (Bielefeld): Flüchtlinge ertrinken vor Lampedusa
Archivmeldung vom 07.04.2011
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittFast täglich kommen derzeit neue Boote mit Armuts- und Krisenflüchtlingen in Südeuropa, vor allem in Italien an. Und regelmäßig versinken Elendskähne mit Dutzenden, ja mit Hunderten verzweifelten Menschen, die der Not in der Heimat entfliehen und ein besseres Leben in Europa suchen wollten. Diese Tragödien machen das Mittelmeer zum größten Massengrab weit und breit.
Das bisher letzte Unglückschiff, das nun vor der italienischen Insel Lampedusa in den Fluten versank, war in der libyschen Stadt Zuwarah in See gestochen. Einer jener Küstenorte im Westen Libyens, in denen die Truppen des Despoten Gaddafi die Bevölkerung terrorisieren. Ganz offenbar macht Gaddafi hier seine Drohung wahr, Flüchtlinge als Waffe zu benutzen und den großen Strom der Vertriebenen gezielt Richtung Europa zu lenken. Das lässt noch Schlimmes befürchten. Diese neue Welle der Migration aus dem brodelnden Nordafrika stellt Europa vor neue Probleme. Denn viele jener Menschen, die derzeit in Italien und Malta stranden, können nicht so einfach in die Heimat abgeschoben werden. Sie brauchen Schutz, Obdach und haben eventuell sogar Anrecht auf Asyl. Etwa jene tausende von Ankömmlingen, die dem Bürgerkriegsland Somalia und der Horror-Diktatur Eritrea entfliehen. Auch die Rückführung von Flüchtlingen nach Tunesien ist schwierig mangels stabiler Regierung nach der Revolution und bei chaotischen Verhältnissen im Land. Ganz zu schweigen vom umkämpften Libyen. Die EU muss schnellstens den Dauerstreit um eine kontinentale Asyl- und Flüchtlingspolitik beenden und gemeinsam die Herausforderung an ihrer Südflanke annehmen. Denn der Notstand, der sich dort abzeichnet, könnte erst der Anfang einer humanitären Katastrophe sein, für die sich Europa rüsten muss. Und zwar mit Teilung der Lasten und mit Solidarität.
Quelle: Neue Westfälische