Lausitzer Rundschau: Die Bundeswehr und Afghanistan
Archivmeldung vom 16.01.2007
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDer Tod kommt schnell und mit ungeheurer Gewalt. Tausende von unbeteiligten Männern, Frauen und Kindern in Afghanistan, dem Irak und jetzt auch im Somalia sind inzwischen dem Krieg gegen den Terror mit seinen Präzisionswaffen zum Opfer gefallen. Denn die, einmal aus Flugzeugen in großer Höhe in Marsch gesetzt, sind zwar zumeist äußerst zielgenau, aber auch sehr einfache, gefühllose Todesmaschinen ohne jede Hemmschwelle.
Es gibt in diesem modernen Krieg schon lange keine Abwägung mehr
zwischen dem moralisch Vertretbaren und der Tötung von angeblich
hochgefährlichen Terroristen. Die allein auf weiter Flur zu treffen,
ist die Ausnahme. Also wird auch geschossen, wenn Menschen in ihrer
Umgebung sterben, deren Unschuld zweifelsfrei feststeht. Es ist nicht
so sehr die Ungenauigkeit der Treffer, die Unheil anrichtet, es ist
die Rücksichtslosigkeit, die selbst den Tod von Kindern in Kauf
nimmt.
Sicher ist auch eine andere Art der Kriegsführung denkbar. Aber die
wäre ganz zynisch gerechnet viel zu teuer. Denn ein im riskanten
Bodeneinsatz verwundeter, ein gar getöteter US-Soldat kostet ungleich
mehr als die paar tausend Dollar, die gelegentlich unter den
Hinterbliebenen von zivilen Opfern verteilt werden.
Die Menschen in Afghanistan spüren ganz genau, dass ihr Leben wenig
zählt in dieser Auseinandersetzung. Sie haben Glück, wenn sie nicht
zufällig am falschen Ort sind. Und sie ziehen daraus ihre
Schlussfolgerungen. Sie sind nicht zu befrieden, wenn sie immer
wieder erleben, dass das scheinbar gleichgültige Töten keine
Konsequenzen hat. So werden aus hilflosen Zielobjekten erbitterte
Feinde, die dann tatsächlich auch kämpfen. Die Tornados der
Bundeswehr sollen der Nato-geführten Schutztruppe Isaf nur
Zielkoordinaten liefern. Aber sie sind dann Teil dieses Krieges ohne
Moral. Es ist schon fragwürdig genug, wenn deutsche Soldaten in Kabul
Streife fahren. Ihre Integration in den Luftkrieg der USA mag weniger
gefährlich sein. Aber unser Land wird mehr denn je mitverantwortlich
für den Tod von Zivilisten und das Leid der Angehörigen. Und mit
dieser Verantwortung wird es auch mitschuldig.
Quelle: Pressemitteilung Lausitzer Rundschau