Rheinische Post: Unsinniger Feigheitsvorwurf
Archivmeldung vom 29.08.2006
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 29.08.2006 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittSind deutsche Soldaten feige? Ein absurder Vorwurf, der gestern vom Verteidigungsministerium entsprechend energisch zurückgewiesen worden ist. Schließlich kann die Bundeswehr nicht auf eigene Faust zu einem Brennpunkt dieser Welt ausrücken, sondern braucht dazu den Marschbefehl von Bundestag und Regierung.
Daran kann niemand
ernsthaft Kritik üben wollen. Sind also demnach die deutschen
Politiker feige? Das wäre in diesem Fall eine ebenso unsinnige
Behauptung. Denn es wurzelt in der deutschen Geschichte, dass die
bewaffneten internationalen Einsätze der Bundeswehr erst nach dem
Mauerfall ganz behutsam eingeleitet wurden. Alles andere wäre nicht
durchsetzbar gewesen. Die jüngste Diskussion um den Libanon-Einsatz
zeigt, dass die Vergangenheit noch immer Schatten wirft.
Deutsche Soldaten erwarben sich im Auslandseinsatz schnell den
Respekt ihrer alliierten Kameraden. Die Feigheitskritik trifft
daneben, zielt aber offenbar auf etwas anderes. Sonst hätte das
Ministerium nicht reagieren müssen bei einer Quelle, die im Nebel
liegt. Wollen Nato-Kreise etwa Berlin zwingen, auch Verantwortung für
den Süden Afghanistans zu übernehmen? Im Oktober steht die
Verlängerung des deutschen Mandats an. Eine Ausweitung aufs ganze
Land fände mit Sicherheit keine Mehrheit. Der Feigheitsvorwurf - ein
geplatzter Versuchsballon?
Quelle: Pressemitteilung Rheinische Post