WAZ: Camps sind keine Lösung
Archivmeldung vom 02.01.2008
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittWenn es doch nur diesen (deutschen) Hang zum Extremen nicht gäbe! Erst gönnte der Staat jugendlichen Straftätern zum Zweck der Resozialisierung schicke Aufenthalte an mediterranen Gestaden. Und jetzt erhoffen sich manche Leute im Lande eine moralische Läuterung von jungen Kriminellen, indem man sie in "Erziehungscamps" steckt.
Schon der Begriff weckt hässliche Assoziationen. "Straflager" und
"Umerziehung": das passt nicht so recht zu einer freiheitlichen
Ordnung, ist aber gedanklich bei manchen nicht fern. Man liegt wohl
nicht falsch mit der Vermutung, dass es eben demütigende Zucht ist,
was diese Übereifrigen wollen.
Dabei ist völlig fraglich, ob Drill der Königsweg ist, solche
Jugendliche zurück in die Gesellschaft zu holen. Oder ob Drill nicht
zum Gegenteil führt, nämlich erst recht Wut weckt auf staatliche
Ordnung, Gesetze und die Erwachsenenwelt.
Es gibt keine einfache Lösung. Man muss im Einzelfall prüfen, ob
Milde Einsicht bewirkt oder nicht. Unbelehrbare gehören in Haft.
Jugendkriminalität ist ein komplexes Problem - Blödsinn zu glauben,
es ließe sich in Camps einschließen.
Quelle: Westdeutsche Allgemeine Zeitung (von Rolf Potthoff)