Boersen-Zeitung: Breitseite gegen den Dollar
Archivmeldung vom 13.05.2006
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 13.05.2006 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie Schwächeneigung des Dollar ist frappierend. Zum Euro wirkt die psychologisch wichtige Marke von 1,30 Dollar wie ein Magnet, zum Yen wurde die Barriere von 110 Yen unterschritten. Dabei hätte die vermutlich aufgeschobene Zinspause in den USA sowie die vom US-Finanzministerium vermiedene Erwähnung Chinas als Wechselkursmanipulator den Greenback stützen sollen.
Da der Dollar auf für ihn positive Nachrichten nicht mehr
entsprechend reagiert, scheint sich die Überzeugung festgesetzt zu
haben, dass die Zinsdifferenzen an Bedeutung verlieren und dass nur
ein schwächerer Dollar zum Abbau der Ungleichgewichte in der
US-Leistungsbilanz beitragen kann.
Doch auch andernorts zeichnen sich Entwicklungen ab, die für die
amerikanische Währung nichts Gutes verheißen. Am arabischen Golf hat
Kuwait eine Aufwertung des Dinar, der an den Dollar gekoppelt ist, um
1% beschlossen. Egal, ob dies eine Reaktion auf die jüngste
G7-Erklärung ist, in der die ölexportierenden Länder zu einer
flexibleren Währungspolitik aufgefordert wurden. Sollten sich weitere
Staaten der Region dem Vorgehen Kuwaits anschließen, würde dies den
Dollar weiter schwächen.
Auch die Tatsache, dass Russlands Präsident Wladimir Putin am
Mittwoch die volle Rubelkonvertibilität bis zur Jahresmitte in
Aussicht stellte und der Rubel danach auf ein Sechsjahreshoch zum
Dollar stieg, ist ein Indiz, dass nicht nur die inneren
Angelegenheiten der USA für die Dollar-Schwäche verantwortlich sind.
Wird dann auch noch der Aufwertungsdruck in die Waagschale geworfen,
dem sich viele asiatische Währungen ausgesetzt gehen, ist klar, wohin
die Reise für den Greenback gehen wird.
Bisher haben sich Fonds und Real Money Accounts noch nicht
wirklich auf den Trend zur Dollarschwäche gestürzt, und die
entsprechenden Daten von den Terminbörsen legen nahe, dass der
jüngste Abschwung des Greenback von der spekulativen Gemeinde
verursacht wurde. Die rekordhohen Netto-Long-Positionen im Euro
könnten zwar im Falle ihrer Auflösung eine vorübergehende Pause im
Dollar-Abwärtstrend verursachen, doch tiefere Kurse werden von den
vielen, die den Trend bisher verpasst haben, als Einstiegsgelegenheit
genutzt werden. Kurse jenseits von 1,30 Dollar je Euro sind dann nur
eine Frage von Wochen.
Quelle: Pressemitteilung Börsen-Zeitung