Neue OZ: Kommentar zu Börse
Archivmeldung vom 06.01.2009
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittSelbstverständlich ist es nur eine Momentaufnahme, die über den langfristigen Trend wenig aussagt. Trotzdem fällt auf, dass die Anleger in diesen ersten Tagen des neuen Jahres besser gelaunt sind als viele Konjunkturexperten. Bis zum gestrigen Zwischenhoch von 5035 Punkten hat der DAX seit der Weihnachtspause immerhin fast neun Prozent zugelegt.
Es gibt also durchaus noch Investoren mit der Hoffnung auf positive Entwicklungen zumindest in Teilbereichen der deutschen Wirtschaft in absehbarer Zeit. Das dürfte auch mit den Plänen für ein zweites Konjunkturpaket der Bundesregierung zu tun haben, aber nicht ausschließlich. Denn dafür sind diese Pläne noch zu unausgegoren.
Ohnehin werden die meisten Anleger bei ihren Investitionsentscheidungen nicht zu sehr auf kurzfristige staatliche Konjunkturimpulse setzen. Von Fantasie und Hoffnungen lebt die Börse allerdings schon. Und davon gibt es in der jetzigen Zeit des politischen Umbruchs in der weltweit größten Volkswirtschaft USA reichlich.
Bei ihren Erwartungen an den künftigen US-Präsidenten gleicht die Börse freilich Goethes Zauberlehrling, der die Rückkehr des Hexenmeisters herbeisehnt. Dabei dürfte vom Shareholder-Value-Gedanken wenig übrig bleiben, wenn Barack Obama gemeinsam mit Briten und Franzosen der Welt zeigen will, wie ein starker Staat die taumelnde Wirtschaft vor dem Kollaps retten kann. Gewinnmaximierung ist aber ein Prinzip der Börse - und eine Abkehr davon hat sie vielleicht noch nicht eingepreist.
Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung