Westfalenpost: Akt der Vergeltung
Archivmeldung vom 02.01.2007
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittWas sind das für Leute, die dem US-Präsidenten solche Sätze aufschreiben wie den zu Saddam Husseins Hinrichtung? Dessen Tod am Galgen sei ein "wichtiger Meilenstein auf dem Weg zur Demokratie", haben sie George W. Bush vorgegeben. Was ist das für ein Präsident, der solch einen Satz auch noch brav in die Welt hinaus posaunt?
Nein, es geht nicht darum, den skrupellosen Verbrecher Saddam in
mildem Licht zu sehen. Es geht nicht darum, seine Taten zu
beschönigen, sein mörderisches Wesen, sein tyrannisches Regime gar
vergessen zu machen. Es geht allein darum, einem entmachteten
Diktator eben alle die Prozesse zu machen, für die er mit seinem
Handeln genügend Anlässe zu Anklagen geboten hat. Es wäre darum
gegangen. Doch die irakische Justiz, die ja Teil des demokratischen
Prozesses im Land sein soll, hat - auch unter dem Einwirken der
Regierung - anders entschieden. Der Mann, der als Staatschef die
Menschenrechte mit Füßen getreten hat, und dies teilweise mit
westlicher Billigung tat, dieser Mann ist seinerseits in einem
barbarischen Akt Opfer von Abrechnung und Vergeltung geworden.
Solches auch nur entfernt mit dem Begriff Demokratie in Verbindung zu
bringen, sollte sich von selbst verbieten.
Zu einem Prozess der Demokratisierung gehört das schonungslose
Aufarbeiten der Vergangenheit. Mit Saddams Hinrichtung hat sich der
Irak einer ganz wesentlichen Chance dazu beraubt. Dagegen hätte jeder
ordentlich geführte Prozess gegen den blutbefleckten Ex-Despoten den
Demokratisierungprozess befördern können. Und Bushs Wort vom
Meilenstein hätte dann seine Berechtigung gehabt.
Quelle: Pressemitteilung Westfalenpost