WAZ: Es geht um mehr als Neid - Kommentar zur Kritik an Deutschlands Exportstärke
Archivmeldung vom 19.04.2017
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Freigeschaltet durch André OttDeutschland ist als Exportnation stark - womöglich sogar zu stark? Es ist schon bemerkenswert, dass der französische Präsidentschaftskandidat Macron seinem Argwohn ebenso Ausdruck verleiht wie Donald Trump in den USA. Doch was ist dran an der Kritik? Richtig ist: Deutschlands Wirtschaft ist ein Profiteur des ach so ungeliebten Euro. Insbesondere die Politik der EZB sorgt dafür, die Gemeinschaftswährung im Vergleich zum Dollar zu schwächen und die deutsche Exportwirtschaft zu stärken. Waren "Made in Germany" sind in vielen Ländern der Welt günstig zu haben.
So weit, so gut? Gewiss, die EZB ist unabhängig. Und Erfolg ruft vielleicht auch schlicht viel Neid hervor. Einfach abtun sollte die Bundesregierung die länderübergreifende Kritik indes nicht. Deutschlands Wirtschaft ist in hohem Grade abhängig von der Welt um sie herum. Insofern sollte das ökonomische Ungleichgewicht nicht so groß werden, dass Aversionen entstehen. Nebenbei: Warum deutsche Firmen relativ viel im Ausland und wenig im Inland investieren, ist eine berechtigte Frage. Mehr Investitionen, wie sie IWF-Chefin Lagarde fordert, wären jedenfalls gut für den Standort Deutschland.
Quelle: Westdeutsche Allgemeine Zeitung (ots) von Ulf Meinke