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Allg. Zeitung Mainz: zu Olympia 2008

Archivmeldung vom 09.08.2008

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 09.08.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Wie erwartet, die perfekte Inszenierung: Größer, bunter und vielfältiger denn je. Wie schon die Teilnahme an den Olympischen Spielen, ist erst recht der Einmarsch der Aktiven in das Stadion ein unvergesslicher Augenblick für alle Betroffenen.

Dieses Erlebnis, wie es am Freitagnachmittag mitteleuropäischer Sommerzeit weltweit über die Bildschirme flimmerte, soll auch keinem geschmälert werden, der die sportlichen Normen der Spiele in Peking erfüllt hat. Dabei darf es allerdings niemanden wundern, wenn auch in diesem von Nationalismen aller Art geprägten Aufmarsch die Politik Regie führte. Über die Fragen, die zum Beispiel der Auftritt der beiden Koreas und Taiwans aufwarf, konnte auch alle Folklore nicht hinwegtäuschen. Die gekrönten und ungekrönten Häupter auf der Ehrentribüne ließen sich unterschiedslos huldigen. Das wirkte bei Spaniern und Niederländern von Herzen sympathisch, bei Russland nicht, dessen allgewaltiger Ministerpräsident Putin von der Tribüne lächelte, während seine Luftwaffe Angriffe gegen das unbotmäßige Georgien flog. Ursprünglich herrschte während der Olympischen Spiele Waffenruhe, aber das ist lange her. Damals haben auch nicht McDonalds und Coca Cola die Spiele finanziert, oder gar Gazprom, wie bald im russischen Sotschi. Nur der Lockruf des Goldes Mag die Welt Kopf stehen, Menschenrecht mit Füßen getreten und später in Wettkämpfen nach allen Regeln der Kunst betrogen werden - die Schau der tanzenden Mauern, der digitalen Wale und Kung-Fu-Kämpfer war so monströs wie unaufhaltsam. China feierte dabei vor allem sich selbst. Ganz anders im übrigen Peking und nicht nur in unmittelbarer Nähe des Stadions, wo Sicherheitskräfte ganze Straßenzüge blockierten. Selbst akkreditierten Presseleuten gelang es nicht mehr, auch nur in die Nähe des "Vogelnests" zu gelangen: Es waren machtvolle Demonstrationen, drinnen wie draußen, wenn auch mit dem Unterschied, dass es in der Stadt Prügel setzte, während im Stadion galt: Immer nur lächeln! So wird es auch die kommenden zwei Wochen bleiben, wenn nichts dazwischen kommt. Die Chinesen haben zwar die Mao-Bibel längst gegen das noch kleinere Handy getauscht, das darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass das Land die größte Diktatur auf Erden verkörpert. Nur der Lockruf des Goldes, die Aussicht auf maximalen Profit, hat die Vergabe der Olympischen Spiele an China einst bewirkt. So ist es nun auch.

Quelle: Allgemeine Zeitung Mainz

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