WAZ: Hoeneß bleibt der FC Bayern
Archivmeldung vom 27.11.2009
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittZu einem Wachwechsel gehören bekanntlich Zwei. Beim FC Bayern München jedoch ist vor allem von Uli Hoeneß die Rede, der nach 30-jähriger Managertätigkeit Präsident und Aufsichtsrats-Chef des Klubs wird, und lediglich am Rande vom scheidenden Präsidenten Franz Beckenbauer. Was auf den ersten Blick irritierend ist, weil die Lichtgestalt des deutschen Fußballs ja an Strahlkraft selbst den Manager-Dino in den Schatten stellt.
Bei näherem Hinsehen jedoch macht die Gewichtung in der Berichterstattung Sinn. Denn wenn es um die Bayern ging, kam niemand am Macher Hoeneß vorbei, nicht mal Beckenbauer.
Während der "Kaiser" ganz Deutschland und vielleicht der halben Welt gehört, ist Hoeneß eben das Gesicht des FC Bayern - mit allen positiven wie negativen Seiten. Schimpfte Beckenbauer mal wieder seine Bayern aus, dann hörte sich das oft so an, als ob er über einen anderen Verein sprach. Uli Hoeneß dürfte nicht selten die Vorstellung gefuchst haben, dass der Franz wohl sogar nach der schlimmsten Bayern-Pleite noch entspannt ins Bett gehen, er dagegen vor Ärger nicht in den Schlaf kommen würde.
Der FC Bayern jedenfalls konnte mit der Rollenverteilung seiner beiden größten Aushängeschilder gut leben. Und wird es auch in Zukunft können. Beckenbauer wird als Ehrenpräsident weiter so über den Verein reden, wie ihm der Schnabel gewachsen ist. Und ohne Hoeneß wird beim Rekordmeister nach wie vor nichts laufen. Das "Ende einer Ära" bezieht sich ausschließlich auf den "Manager Hoeneß". Den Job als Aufsichtsrats-Chef wird der 57-Jährige nicht wie Franz Beckenbauer interpretieren, sondern eher wie ein Clemens Tönnies auf Schalke oder ein Werner Altegoer in Bochum. Seine Bedeutung für den Klub hätte niemand besser auf den Punkt bringen können als Hoeneß selbst: "Auf meiner Karte", sagt er, "stand immer nur: Uli Hoeneß, FC Bayern. Und das wird auch so bleiben." Wer wagt da zu widersprechen?
Quelle: Westdeutsche Allgemeine Zeitung