Rheinische Post: Die Versprechen der Stromriesen
Archivmeldung vom 05.04.2006
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 05.04.2006 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Jens BrehlDie Schalmeien der großen Energiekonzerne klingen verführerisch. Rund 30 Milliarden Euro wollen die Strom- und Gasriesen in neue, effizientere Anlagen investieren. Der Umweltschutz soll besser werden. Und - da werden sich die arg gerupften Verbraucher freuen - die Preise sinken. Man könnte also sagen: Der Energiegipfel war rundherum ein Erfolg. Doch das ist voreilig.
Denn zunächst ersetzen die großen Konzerne
lediglich ihre alten Anlagen. Die riesige Investition ist notwendig,
um die Stromversorgung auf dem gewohnten Niveau in Deutschland
aufrecht zu erhalten. Mehr ist allerdings auch nicht nötig. Denn der
Energieverbrauch bleibt seit langem in Deutschland konstant trotz
höheren Bruttoinlandsprodukts.
Schon schwerwiegender ist das Preissenkungsversprechen. Denn bislang
konnte sich Deutschland von allgemeinen Preisauftrieb in der
globalisierten Wirtschaft nicht abkoppeln. Das ist auch in Zukunft
bei der engen Verflechtung der Weltenergiemärkte kaum zu erwarten.
Die Nachfrage nach Energie und Rohstoffen durch die neuen
Industriestaaten China und Indien müsste da schon deutlich
nachlassen.
Auch dass die Konzerne ihre Kapazitäten so ausdehnen, dass ein
ernster Druck auf die Preise entsteht, ist nicht sehr wahrscheinlich.
Dazu wäre mehr Wettbewerb notwendig. Der ist aber nicht in Sicht.
Quelle: Pressemitteilung Rheinische Post, Martin Kessler