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Börsen-Zeitung: Jetzt ist die Affi am Zug

Archivmeldung vom 13.02.2008

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 13.02.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Gibt der Klügere nach, überlässt er Dümmeren das Feld. Im Wirtschaftsleben geht es indessen nicht um unterschiedliche Abstufungen von Intelligenz, sondern um handfeste Interessen. Und da gibt im öffentlich ausgetragenen Kupferstreit der Investor Mirko Kovats einen Trumpf aus der Hand.

Der Großaktionär der österreichischen A-Tec Industries nimmt das Übernahmeangebot der Norddeutschen Affinerie (NA), kurz "Affi", für die belgische Kupferhütte Cumerio an.

Er akzeptiert damit die von ihm zuvor als niedrig kritisierten 30 Euro je Aktie. Damit ist die Bahn frei für den Konzern aus Hamburg zur 780 Mill. Euro schweren Übernahme von Cumerio. Kovats, der nach dem neuesten Schachzug erst einmal in Urlaub gefahren ist, gibt damit den Kampf gegen, nicht aber den Kampf um die Affinerie auf - ein feiner Unterschied. Nach wie vor ist die A-Tec mit 14% größter Einzelaktionär der Affi.

Denn auch nach dem Cumerio-Deal ist und bleibt Kovats der mit Abstand größte Einzelaktionär von Europas größter Kupferhütte. Doch deren Vorstand und Aufsichtsrat mögen den "harten Hund" aus Österreich nicht, halten ihn aus dem Aufsichtsrat fern und behandeln ihn als Aktionär zweiter Klasse. Doch sollte der NA-Vorstand den Rückzieher Kovats' als Signal begreifen, auf A-Tec zuzugehen. Blockieren die Hamburger ihren ungeliebten Großaktionär weiter, haben sie keine freie Bahn für künftige Entscheidungen. Zwei Sitze für die A-Tec sollte der NA-Aufsichtsrat frei machen. Erst dann kann der Investor aus dem Süden die Friedenspfeife mit den Nordlichtern rauchen. Warum klebt der Vertreter des früheren Großaktionärs Possehl an seinem Sessel?

Die hoch verschuldete A-Tec verschafft sich mit den Mitteln aus dem Cumerio-Paketverkauf Luft und einen kleinen Buchgewinn. Das Einlenken der A-Tec in Sachen Cumerio steht insofern auch in direktem Zusammenhang mit dem Kauf des bisher staatlichen serbischen Kupferproduzenten RTB. Hier geht es um einen Preis von 320 Mill. Euro. Durch den Verkauf der Cumerio-Aktien werden dafür gut 190 Mill. Euro frei.

So gibt nicht der Klügere nach, sondern der, der klein beigeben muss. Entscheidend ist, dass sich die Affi nicht mit ihrem Sieg zufriedengibt, sondern bei der Neuordnung des Kupfermarktes mit Kovats kooperiert. Sonst ist sie womöglich doch der Dumme.

Quelle: Börsen-Zeitung (von Walther Becker)

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