Neue OZ: Verehrt, verjagt, verhaftet
Archivmeldung vom 14.04.2011
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie ägyptische Revolution frisst ihren Pharao. Erst verehrt, dann verjagt und verhaftet, sieht Husni Mubarak einer Zukunft hinter Gittern entgegen. Der 82-Jährige und seine Söhne haben sich zweifelsohne während der langen autoritären Herrschaft hemmungslos bereichert. Den Clan für das Ergaunern eines Milliardenvermögens zur Rechenschaft zu ziehen könnte als Signal einer ernsthaften Demokratisierung verstanden werden. Doch Skepsis bleibt.
Schließlich sind Mubaraks Ankläger Teil des alten korrupten Systems, das sie unter den neuen Vorzeichen der Massenproteste nun zu bekämpfen vorgeben. Dabei sind es die Eliten der Militärs, die weiterhin die Macht in Ägypten innehaben. Sie entscheiden nicht nur über Tempo und Art des versprochenen Demokratisierungsprozesses. Sie kontrollieren auch die wichtigsten Bereiche in Wirtschaft und Politik. Der Eindruck drängt sich auf, dass die alten und neuen Eliten wegen der wieder aufgeflammten Proteste auf dem Tahrir-Platz ihren einstigen Förderer Mubarak opfern, um sich selbst aus der Schusslinie zu bringen.
Des Applauses der Massen über die Verhaftungsaktion können sich die Generäle gewiss sein. Lange wird dieser aber nicht anhalten, wenn Freiheit und Gerechtigkeit in Ägypten weiterhin Illusionen bleiben.
Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung