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Börsen-Zeitung: Grüne Anleihen sind Pflicht

Archivmeldung vom 20.12.2017

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 20.12.2017 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott

Der Markt für grüne Anleihen, mit denen Klima- bzw. Umweltschutzprojekte finanziert werden, boomt, und er boomt nicht erst seit gestern. Grüne Anleihen sind auch keine Erfindung dieses Jahrzehnts. Die Pionierleistung wurde vor einer guten Dekade im Großherzogtum Luxemburg erbracht, und zwar von der dort beheimateten Europäischen Investitionsbank (EIB), der Bank der EU. Mit ihren Climate Awareness Bonds hat die EIB einen Meilenstein gesetzt.

Die EIB ist bis heute der bedeutendste Emittent in diesem Segment und hat damit vor gut zehn Jahren erkannt, wie wichtig dieses Thema ist und welche Bedeutung diese Finanzierungsform der grünen Bonds und damit dieses Segment hat, und zwar für diese und künftige Generationen. Green Bonds sind kein Mode- oder Randthema. Das ist auch vielen anderen Emittenten wie Staaten, Banken oder Förderinstitutionen klar, die der EIB bei Green Bonds gefolgt sind. Nur vom Bund wird es auch im nächsten Jahr keine grüne Bundesanleihe geben. Das Thema stehe für 2018 nicht auf der Agenda. Aber der Markt ist bei der Finanzagentur unter Beobachtung.

Doch das ist leider zu wenig. Beim Bund handelt es sich schließlich nicht um irgendeine Wald-und-Wiesen-Adresse am europäischen bzw. globalen Kapitalmarkt. Er ist nichts Geringeres als der Benchmarkemittent der Eurozone, Bundesanleihen sind zusammen mit den US-Staatsanleihen die wichtigsten Bonds weltweit. Er ist in Krisenzeiten der sichere Hafen für Anleger. Ziel und Anspruch des Bundes darf nicht sein, den Markt zu beobachten und später hinterherzuhinken, sondern die Marktführerschaft zu haben. Andere Staaten wie etwa Frankreich haben grüne Bonds bereits im Repertoire und sind auf EU-Ebene dabei, den Markt voranzutreiben. Gewiss, die KfW hat grüne Bonds. Aber die KfW ist die KfW und nicht der Bund.

Liebe Verantwortliche in der Finanzagentur und beim Hausherrn, dem Bundesfinanzministerium! Das Jahr ist noch nicht herum, es kann ja noch etwas ins Pflichtenheft für 2018 aufgenommen werden: grüne Anleihen. Der Bund ist mehr als nur gut beraten, wenn er sich dieses Themas für 2018 annimmt und die erste grüne Bundesanleihe präsentiert, und das aus zwei Gründen. Erstens: Er stellt unter Beweis, dass er die Wichtigkeit dieses Themas nach über zehn Jahren Marktexistenz erkannt hat. Zweitens: Er macht klar, dass er auch in diesem Segment die Position der Benchmark einnehmen will. Das darf man erwarten, denn diesen Anspruch hat der Bund in anderen Marktsegmenten schließlich auch.

Quelle: Börsen-Zeitung (ots) von Kai Johannsen

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