Lausitzer Rundschau: zu: Streit um Vergabe der Agrarsubventionen
Archivmeldung vom 07.06.2006
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittKommissar Kallas ist ein mutiger Mann. Das hat er schon als Regierungschef, Finanz- und Außenminister seiner Heimat Estland bewiesen, das er mit strikten Reformen in die Europäische Union führte. Jetzt nimmt er es als Oberkontrolleur der EU-Kasse mit der mächtigsten Lobby in Europa auf: mit der der Landwirtschaft.
Die
versucht immer noch zu verschleiern, wer mit wie viel
Agrar-Fördermitteln bedacht wird. Dabei weiß inzwischen jedes Kind:
Die Gelder fließen an die Großen, die Juncker und Grafen des alten
Adels und an die Industriellen der Agrarindustrie. Für die Masse der
kleinen Bauern bleibt nicht viel mehr als Brosamen. So viel
Ungerechtigkeit enthält Sprengstoff: Muss mit den Windsors in
Großbritannien ausgerechnet eine der reichsten Familien der Welt
EU-Hilfen erhalten? Wenn mehr Kontrolle und mehr Gerechtigkeit in die
Mittelvergabe einziehen soll, dann tut strikte Offenlegung Not. Der
Deutsche Bauernverband aber blockt jeden Versuch ab - und setzt sich
damit wieder einmal der Kritik aus, er sei nicht viel mehr als
Interessenvertreter der Großen. Auch der deutsche
Landwirtschaftsminister ist kaum zu Konzessionen bereit. Das wirft
kein gutes Licht auf unser Land. Handelt es sich bei den
EU-Subventionen doch um öffentliche Gelder, bei denen jeder Bürger
das Recht hat, zu fragen, ob sie sinnvoll ausgegeben werden. Schon
springen Naturschützer wie der WWF und Hilfsorganisationen wie
Misereor dem Kommissar bei. Und die Reformdiskussion ist bereits im
Gang. So ist es nur eine Frage der Zeit, wie lange das unrühmliche
Versteckspiel noch andauern kann.
Quelle: Pressemitteilung Lausitzer Rundschau