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Neue OZ: Frage des Glaubens

Archivmeldung vom 02.05.2011

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 02.05.2011 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Es gibt Gründe, die schnelle Seligsprechung Papst Johannes Pauls II. kritisch zu betrachten. Dazu gehört, dass in seine Amtszeit Abertausende Missbrauchsfälle in Priesterschaft und Heimen fielen, die inzwischen auch Nachfolger Benedikt XVI. als gesamtkirchliches Versagen bezeichnet. Dazu zählt eine auch innerkirchlich umstrittene Positionierung des früheren Papstes zu Aids, Verhütung und Frauen. Und es gehört der Eindruck dazu, dass der Vatikan mit dem Eiltempo der Seligkeit nicht nur Johannes Paul im Jenseits ehren, sondern im Diesseits auch selbst von neuem Status und dazugehörigem Event profitieren wollte.

Elemente der Inszenierung treten jedenfalls offen zutage, wenn nun Blut präsentiert wird, das dem Polen bereits zu Lebzeiten entnommen wurde. Wenn eigens kirchenrechtliche Vorschriften ausgesetzt wurden, um ihn schnellstmöglich seligzusprechen. Wenn Experten sein Wirken und posthumes Wunder nicht lang und transparent genug geprüft sehen.

Gleichwohl müssen auch Skeptiker erkennen, wie ungemein beliebt dieser Papst war. Seine Biografie beeindruckt. Mit seinen Gesten gegenüber Juden und Protestanten wirkte er versöhnend. In der polnischen Anti-Kommunismus-Bewegung spielte er eine wichtige Rolle. Letztlich aber entzieht sich seine Seligsprechung einer rationalen Abwägung und bleibt, was sie vor allem anderen ist: eine Frage des Glaubens. 

Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung

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