Lausitzer Rundschau: Schäfer-Gümbel
Archivmeldung vom 15.12.2008
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittSchäfer wer? fragten die Kommentatoren, als die angeschlagene SPD-Landesvorsitzende Andrea Ypsilanti Anfang November einen 39-Jährigen aus Gießen zum Spitzenkandidaten ihrer Partei für die Neuwahlen zum hessischen Landtag ausrief.
Es schien nur ein weiterer Punkt auf der unendlichen Liste politischer Peinlichkeiten der glücklosen Sozialdemokratin zu sein. Jetzt wollte sie also nicht einmal selbst die sichere Niederlage einfahren, die sie mit ihrer missglückten Regierungsbildung so oder so zu verantworten haben würde. Sondern schickte einen chancenlosen Unbekannten mit ulkigem Doppelnamen und komischer Brille ins Rennen. Sollte das tatsächlich Ypsilantis Kalkül gewesen sein, dann ist es nicht aufgegangen. Im Gegenteil: Den Geist, den sie rief, wird sie so schnell nicht mehr loswerden. Thorsten Schäfer-Gümbel ist offenkundig intelligent, schlägt sich in den Medien trotz undankbarer Ausgangslage wacker und fiel nicht nur bei seinem Premieren-Auftritt vor der SPD-Bundesspitze dadurch positiv auf, dass er durchaus in der Lage ist, zwei gerade Sätze am Stück zu reden. Der Mann hat in kurzer Zeit mehr Profil gewonnen, als sozialdemokratische Landesvorsitzende anderer Bundesländer in Jahren. "Die Rede eines Ministerpräsidenten", die der SPD-Bundesvorsitzende Franz Müntefering gehört haben wollte, war es dennoch wohl noch nicht, die Schäfer-Gümbel am Samstag beim Parteitag in Alsfeld gehalten hat. Aber neben einer Vorsitzenden, die ziemlich viel falsch gemacht hat, hat die Hessen-SPD nun einen Spitzenkandidaten, der ziemlich viel richtig macht. Den CDU-Ministerpräsidenten Roland Koch wird er 2009 aller Voraussicht nach zwar trotzdem nicht ablösen können. Andrea Ypsilanti wahrscheinlich schon. Die hessische SPD, vor Wochen noch völlig am Boden, hat damit plötzlich wieder eine Perspektive. Schäfer-Gümbel. Man wird sich den Namen merken müssen.
Quelle: Lausitzer Rundschau