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Berliner Morgenpost: Um den Schlaf gebracht - Kommentar von Thomas Schubert

Archivmeldung vom 18.11.2023

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 18.11.2023 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Mary Smith

Vielleicht überkam auch andere Berliner von jenseits des S-Bahn-Rings dieser Impuls: Schadenfreude und Häme kommt fast automatisch auf, wenn Prenzlauer Berger über die zu große Beliebtheit ihres Ortsteils klagen. Wo liegt das Problem diesmal? An der Ecke Oderberger Straße/Kastanienallee gehen Nachbarn mithilfe eines Anwalts gegen Restaurantlärm vor. An einer der beliebtesten Ausgehmeilen Berlins stören sich Anwohner an der Geselligkeit unter freiem Himmel.

Nun könnte man in Klischees verfallen, sich über vermeintlich spießige Bewohner auslassen. Über die Naivität, dort hinzuziehen, wo Touristen gerne essen gehen. Aber diese Klischees sind einfach unangebracht. Weil sie respektlos sind gegenüber Berlinern, die hier vermutlich anders als in manchen sogenannten Szenebezirken wirklich früh zur Arbeit gehen. Und dann eben keine lärmbedingte Schlafstörung gebrauchen können.

Respektlos ist die Verharmlosung des Problems auch aus Sicht der Gastronomen, die sich in einem Kampf ums wirtschaftliche Überleben befinden. Die ständig die Gratwanderung versuchen, so viele Stühle auf ihre Außenterrasse zu stellen, wie es das Bezirksamt gerade noch erlaubt. Viele Wirte zittern vor Silvester, wenn sie eine Mehrwertsteuererhöhung zu Preiserhöhungen zwingen wird. Überall in Berlin bereiten sich Gastronomen schon seit dem Sommer auf die drohende Zäsur vor, wenn der Staat Corona-Privilegien wie die abgesenkte Mehrwertsteuer streicht. Kurz gesagt: Es ist höchste Zeit für einen Restaurantgipfel in Prenzlauer Berg, für die politische Sachlösung mit einem gesunden Kompromiss. Und es ist Zeit, ein überflüssiges Prenzlauer-Berg-Klischee zu begraben.

Quelle: BERLINER MORGENPOST (ots)

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