Neue OZ: Zwei Welten
Archivmeldung vom 23.09.2009
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittEs scheint zwei Afghanistans zu geben. Jedenfalls liegen zwischen den Lageeinschätzungen der Militärs der NATO und denen der Bundesregierung Welten. Der Oberbefehlshaber der ISAF-Truppen warnt vor einer baldigen Niederlage im Krieg gegen die Taliban, sollten die Mitgliedstaaten nicht sofort massiv gegensteuern - sprich: zusätzliche Soldaten sowie Polizei- und Armeeausbilder schicken. Doch die schonungslose und richtige Analyse des Generals wird in Berlin mit einem Achselzucken quittiert.
Diesen Krieg wollen in Europa offensichtlich nur wenige zur Kenntnis nehmen, geschweige denn ernsthaft führen und gewinnen. Kanzlerin Merkel und Außenminister Steinmeier sprechen nun wiederholt von einer "Übergabestrategie", damit die Afghanen die Verantwortung allein übernehmen. Was das aber konkret bedeutet, bleibt völlig nebulös.
Deutschland hat es bislang nicht einmal hinbekommen, die versprochene Zahl an Polizeiausbildern an den Hindukusch zu schicken. Und auch beim zivilen Wiederaufbau hat sich unser Land nicht mit Ruhm bekleckert. Diese Politik der Beschönigung und Selbstzufriedenheit, Halbherzigkeit und des Wegduckens wird sich wohl nach der Bundestagswahl fortsetzen. Der US-Präsident sollte sich keine Illusionen machen: Die USA werden in Kabul am Ende nur auf sich selbst und die Briten zählen können.
Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung