Neues Deutschland: zum abgesagten Ausflug von Peter Hartz in den realen Arbeitsmarkt
Archivmeldung vom 28.11.2008
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie Lustreise von Peter Hartz in die Niederungen des Arbeitsmarktes findet nicht statt. Storniert, wie der Gipfelsturm des Ex-VW-Arbeitsdirektors mit Hang zu klebrigen Schmiergeldern und schlüpfrigen Ausflügen, der die deutsche Arbeitslosigkeit halbieren wollte.
Schade eigentlich. Begegnungen mit der von ihm mitzuverantwortenden Realität wären dem Namensgeber der Hartz-Gesetze zu wünschen gewesen. Manchmal - wir wissen das vom Dynamit-Erfinder Alfred Nobel - passiert nach dem Praxistest Wundersames. Dass die Entscheidungsträger von der Agentur für Arbeit allerdings nach lautstarken Protesten kalte Füße bekommen haben, ist eine einzige Scheinheiligkeit. Sie, die täglich mit den berühmt-berüchtigten Kürzungen für Langzeitarbeitslose hantieren, können von den Reaktionen der Betroffenen kaum überrascht worden sein. Hartz - das wurde zum Symbol von Kälte und Asozialität, auch wenn sich dahinter weit mehr als ein einzelner zynischer Geist verbirgt. Ein Kanzler Schröder beispielsweise, dessen segensreiches Wirken die SPD noch heute verfolgt. Oder ein SPD-Chef Müntefering, der nicht mal in einem Detail die Arbeitsmarktgesetze verbessern wollte. Oder ein Kanzlerkandidat Steinmeier, der als eigentlicher Ideenspender gilt und sich 2009 als Lichtgestalt wählen lassen will. Das Problem ist nicht, ob Hartz an einem Modellprojekt im Saarland werkelt oder nicht - sondern vielmehr, dass seine Auftraggeber in der Politik weiter mitmischen.
Quelle: Neues Deutschland