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Schwäbische Zeitung: Alte Versprechen jetzt einlösen - Leitartikel zu Deutsche Bahn

Archivmeldung vom 09.01.2018

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 09.01.2018 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott

Die Bahn ist immer für Überraschungen gut. Dass der Tiefbahnhof Stuttgart 21 teurer und viel zu spät fertig wird: bekannt. Dass die Schnellfahrstrecke von Ulm in die Landeshauptstadt rechtzeitig fertig wird, dafür aber jahrelang vor Stuttgart im Nichts enden könnte: ein alter Hut. Jetzt aber wird's neu und bunt: Der Konzern baut ein Verkehrsdrehkreuz am Flughafen auf den Fildern und bindet es nur widerwillig an die wirtschaftsstarke Region Ulm/Oberschwaben an.

Drei IC am Tag in jede Richtung plus ein paar Regionalzüge sollen ausreichen, meinen die Fahrplanmacher heute, die im Stresstest 2011 versprochen hatten, einen IC-Zweistundentakt auf die Schiene bringen zu können. Dabei vergessen die Bahnbosse, dass gerade in Oberschwaben die Zustimmung bei der Volksabstimmung für das Bahnprojekt Stuttgart 21 so groß war, weil laut Versprechen komfortable Züge schneller und öfter fahren sollen. Zwischen Ulm und dem Bodensee wurde massiv mit den Vorteilen geworben, den Flughafen besser erreichen zu können. Jahrzehntelang von der Verkehrspolitik abgehängt, sollte das Gesamtprojekt die Wende zum Besseren für Oberschwaben und das Allgäu bringen.

Das Geschwätz des Jahres 2011 aber interessiert im Berliner Bahn-tower niemanden mehr, dort plant man ausschließlich im eigenen Interesse. Und man fragt sich: Warum soll der Konzern kleinere Flughäfen ansteuern? Warum soll die Bahn die Konkurrenz bedienen und sich selbst schwächen? Der eigene Fernverkehrszug bedient doch die gleiche renditestarke Strecke, auf der das Flugzeug des Mitbewerbers fliegt! Die Passagiere sollen, so die Bahn, besser den Zug nutzen als den Jet.

Bis der Filderbahnhof angefahren werden kann, werden noch Jahre vergehen. Zeit genug, um Fahrpläne abzustimmen und Versprechen einzufordern. Das Vertrauen in die Politik schwindet noch mehr, wenn alle Vorteile, die Stuttgart 21 bringen soll, zerbröseln. Die Landespolitiker sind gut beraten, einem Konzern, der dem Bund gehört und der Allgemeinheit verpflichtet ist, wenigstens die Fahrplan-Trickserei auszutreiben.

Quelle: Schwäbische Zeitung (ots)

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