WAZ: Fernsehen verdient diese Treue nicht
Archivmeldung vom 19.09.2013
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittFast vier Stunden hockt der Deutsche vor dem Fernseher. Tag für Tag. Zieht man acht Stunden Schlaf ab, verbringt er ein Viertel seines Lebens vor dem Apparat. Der Fernseher ist sein bester Freund, sagt er in Umfragen. Hat der das verdient?
Gemessen an seinen Möglichkeiten scheitert das öffentlich finanzierte Fernsehen an seiner Mutlosigkeit. Man muss nicht den Begriff der Volksbildungsanstalt hervorkramen, um sich darüber zu ärgern, wenn Programmmacher ihr Publikum so sehr verachten, dass sie glauben, ihm nichts mehr zumuten zu können. Fernsehen war nie reine Information, sondern hatte Sternstunden in der Unterhaltung, aber auch davon ist wenig geblieben. Perlen werden im Nachtprogramm verbuddelt oder in Spartensendern verklappt.
Noch zahlen es die Zuschauer den Sendern nicht heim. Doch die Sehgewohnheiten der Jüngeren ändern sich, die Lust, sich das Programm selbst zu bauen, wächst. Ob es ein Schrei nach mehr Qualität ist, sei dahingestellt. Aber wenn das Fernsehen sich vom Vorwurf befreien will, dass es uns verdumme, muss es viel mehr wagen.
Quelle: Westdeutsche Allgemeine Zeitung (ots)