Rhein-Neckar-Zeitung, Heidelberg, zu: Minarette
Archivmeldung vom 01.12.2009
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittSind wir ganz sicher, wie bei uns über die Frage des Minarett-Verbots abgestimmt worden wäre? Es gilt, auch nach dem eidgenössischen Plebiszit argumentativ die Kirche im Dorf lassen: Die Religionsfreiheit stand nicht zur Abstimmung, wie könnte sie auch, nicht einmal der Bau von Moscheen. Es ging um eine Art Kopftuchstreit auf höherer Ebene.
Kirchen oder auch Moscheen sind sakrale Imponiergebäude - und stehen daher im Wettbewerb zueinander. Den Moscheen per Referendum die Spitze und damit den Charakter des islamisierten Gesslerhutes zu nehmen, dafür hat die populistische SVP eine Mehrheit bekommen. Die weltweite Empörung fällt der Schweiz auf die Füße. Aber wer das Minarett-Verbot attackiert, muss auch das Kirchenverbot in den muslimischen Ländern und die Unterdrückung der Religionsfreiheit dort thematisieren, wenn er glaubwürdig sein will. Allerdings, den Schweizern muss auch gesagt werden: Die islamistische Militanz braucht keine Minarette, um sich zu organisieren. Sie wird sich revanchieren, schon um ihren Führungsanspruch geltend zu machen.
Quelle: Rhein-Neckar-Zeitung