Rheinische Post: Putzen schadet nicht
Archivmeldung vom 26.10.2005
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittAls Familienglucke Käthe Scholz war Inge Meysel in "Die Unverbesserlichen" einst das Vorführmodell der deutschen Hausfrau: praktisch, patent, resolut und einfallsreich. Diese Paraderolle vermochte allerdings wenig an einem bis heute bestehenden Faktum zu ändern: Hausarbeit bedeutet viel Arbeit und wenig Anerkennung.Aber die Lage ist verzwickt.
Das Klischee von der biederen Hausfrau
müsste passé sein, wenn individuelles Glücksstreben (das vereinzelt
im Vergeuden weiterer Talente liegen mag) das Ideal sein soll.
Eingeschworene Hausfrauen betonen zu Recht, in welchem Maße die ewige
Großbaustelle Haushalt Terrain für Selbstverwirklichung bieten kann.
Bedenklich daran ist bloß, dass die patente Familienmanagerin ihrem
Hausgenossen dieses ausgezeichnete Feld praktischer Lebenserfahrung
vorenthält. Denn Hausarbeit erdet, selbst im Wischmopp-Zeitalter. Wer
weiß, wieviel ein Pfund Butter kostet und ob er noch welche im
Kühlschrank hat, ist näher an einem wesentlichen Teil der Realität.
Einsichten, die dem Mann im Schatten einer tüchtigen Hausfrau gegönnt
sein sollten und viel bewirken könnten bei der Anerkennung von
Hausarbeit. Aber bis dahin wird noch eine Menge Putzwasser den
Abfluss heruntergehen.
Quelle: Pressemitteilung Rheinische Post