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Börsen-Zeitung: Gemach, gemach

Archivmeldung vom 09.10.2009

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 09.10.2009 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Es ist sicherlich ein Grund zur Freude, wenn der Auftakt zur Berichtssaison so positiv ausfällt. Der US-Aluminiumproduzent Alcoa ist nach drei Quartalsverlusten in Folge überraschend deutlich in die schwarzen Zahlen zurückgekehrt. Damit hat der Konzern die Erwartungen der Analysten übertroffen, die allenfalls auf eine schwarze Null gehofft hatten.

Die frohe Botschaft des Unternehmens aus Pittsburgh, gepaart mit positiven Daten vom US-Arbeitsmarkt und aus der deutschen Industrieproduktion, haben auch den Dax beflügelt - und dabei nicht nur rohstoffnahe Werte. Die Hoffnungen auf sichtbare Belebungszeichen in den Firmenbilanzen allgemein sind auch hierzulande groß. Doch die Euphorie im Markt dürfte verfrüht sein.

Wie andere Unternehmen profitiert Alcoa inzwischen von den in der Krise eingeleiteten harten Restrukturierungen. Unter Leitung des ehemaligen Siemens-Chefs Klaus Kleinfeld hat sich der Rohstoffkonzern eine schmerzhafte Schrumpfkur verordnet und dabei seit Juni 2008 rund 19000 Stellen oder ein Fünftel der Belegschaft abgebaut. Dabei wurden 20% der Kapazitäten gekürzt. Dem Management ist zugute zu halten, dass die angepeilte Kostensenkung von 2,4 Mrd. Dollar schneller realisiert wurde als geplant. Das ist auch in anderen Unternehmen zu beobachten, die angesichts der hohen Dramatik des Abschwungs beim Sparen auf die Tube gedrückt haben wie kaum zuvor.

Abgesehen von den Restrukturierungserfolgen sind sicherlich auch positive Signale aus der Realwirtschaft zu erkennen. Alcoa selbst spricht von einer Stabilisierung ihrer Abnehmermärkte und beobachtet wachsende Nachfrage, wozu China maßgeblich beitragen dürfte, wo ein Drittel des weltweiten Aluminiums verbraucht wird. Über steigende Mengennachfrage wird auch in anderen Industriebranchen berichtet - zum Beispiel in der Chemie. Doch auf welch' niedrigem Niveau?

Für Optimismus gibt es keinen Grund, zumal sich die dunklen Wolken noch nicht verzogen haben. Die Kapazitätsauslastung in der Industrie ist mehr als unbefriedigend, der Beschäftigungsabbau noch nicht durch, die Wirkung der Konjunkturprogramme begrenzt, und die Aussichten für den Konsum sind ernüchternd. Mag das Schlimmste vorüber sein, der Weg der Erholung ist lang und steinig.

Quelle: Börsen-Zeitung

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