Lausitzer Rundschau: Streit um Zeugnisverweigerungsrecht
Archivmeldung vom 08.05.2007
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 08.05.2007 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittEs mag Menschen geben, die vertrauen ihrem Bundestagsabgeordneten Geheimnisse an und keinesfalls ihrem Arzt. Diese sicher kleine Minderheit kann sich weiter in Sicherheit wähnen. Für alle anderen dagegen gilt, dass sie im Zweifelsfall mit ihren privaten Sorgen und Nöten auch gleich zur nächsten Polizeidienststelle oder Staatsanwaltschaft rennen können.
Während
Gespräche mit Abgeordneten weiter geschützt bleiben, soll das
Zeugnisverweigerungsrecht für Berufe wie Ärzte, Journalisten und
Anwälte ausgehöhlt werden. Die Große Koalition versucht auch darin
und in atemberaubendem Tempo den staatlichen Zugriff auf
Informationen über den Bürger auszuweiten. Begründet wird dies damit,
dass sich davor nicht zu fürchten habe, wer nichts zu verbergen hat.
Der Rechtsstaat könne ja mit all dem zusammengesammelten Wissen nur
gegen den vorgehen, der gegen Gesetze verstoße. In dieser Politik des
schrankenlosen Zugriffs auf Informationen jeder Art steckt allerdings
ein Angriff auf ein Grundprinzip der Demokratie. Staatliche Macht,
auch Wissensmacht sollte dort Grenzen haben, wo sie aus mündigen
Bürgern bloße Objekte der Ausforschung macht. Frei zu sein von
Kontrolle durch ihrerseits undurchschaubare Dienststellen, gehört zur
Menschenwürde und zu einem selbstbestimmten Leben. Diese Freiheit mit
Verweis auf Chancen bei der Kriminalitätsbekämpfung, insbesondere bei
der Abwehr von Terroristen immer weiter zu beschneiden, führt zu
einer anderen Republik. Das wäre ein Staat, der seinen Bürgern mit
prinzipiellem Misstrauen begegnet.
Quelle: Pressemitteilung Lausitzer Rundschau