Südwest Presse: Kommentar zur Rentenversicherung
Archivmeldung vom 15.11.2008
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittEher legt ein Hund einen Wurstvorrat an, als dass Politiker Reserven bilden. Es war nur eine Frage der Zeit, bis sie die steigenden Rücklagen der Rentenversicherung entdecken. 15,7 Milliarden Euro dürften Ende dieses Jahres auf der hohen Kante liegen, eine verführerisch hohe Summe.
Was liegt da näher, als den Beitrag zu senken. Das entlastet Unternehmen und Arbeitnehmer, im Abschwung höchst willkommen. Was spricht dagegen? Ganz einfach das Vertrauen in die gesetzliche Rentenversicherung. Das ist eh schon reichlich ramponiert. Das Rentenniveau sinkt, während die Beiträge langfristig sicher steigen. Scheinbar nebenbei wurde im Frühjahr die Rentenformel ausgehebelt, damit die Rentner eine etwas stärkere Erhöhung ihrer Bezüge bekamen. Der Effekt beim Einzelnen war höchst bescheiden. Aber bei den Bürgern - insbesondere den jungen, die heute die Beiträge zahlen - verfestigt sich der Eindruck, wie einfach Eingriffe sind und wie unberechenbar damit das System. Jetzt scheinen sie mal nützlich zu sein. Doch wer will dann noch Rentenkürzungen ausschließen, wenn mal das Geld nicht reicht? Dabei braucht gerade die Altersvorsorge langfristige Sicherheit. "Nachhaltigkeitsrücklage" wurde die Reserve bei der letzten Reform genannt. Allein, dass Politiker über neue Eingriffe nachdenken, zeigt, wie viel sie von nachhaltiger Politik halten: nichts. Ganze drei Jahre ist es her, dass Renten auf Pump gezahlt werden mussten, weil die Reserven aufgezehrt waren. Aber manche Politiker vergessen Negatives sehr schnell. Deswegen: Finger weg von den Reserven der Rentenversicherung! Sie sind ein Reservepolster für die Not, und die kann schnell kommen.
Quelle: Südwest Presse