Rheinische Post: Menetekel für die Weltwirtschaft
Archivmeldung vom 09.04.2008
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittManchmal scheint es, Wirtschaftsdesaster wiederholen sich. Die Tulpen-Spekulation in Amsterdam, der Gründerkrach im Deutschen Reich, der Schwarze Freitag und die alle zehn Jahre wiederkehrenden Staatspleiten in Lateinamerika und Asien, zuletzt die Internet-Krise.
Meist ist irgendein neues Spekulationsobjekt der Auslöser, der die handelnden Personen alle Vorsicht vergessen lässt. In der jetzigen Finanzkrise ist es die Verbriefung von Hypothekenkrediten, die anfangs so gut funktionierte, dass selbst Banken vom Renommee einer Citigroup oder Merrill Lynch plötzlich alle Sicherungen ausschalteten. Der Gedanke, die individuellen Risiken von Kreditverträgen mit Häuslebauern auf eine größere Anzahl von Anlegern zu verteilen, erinnert an Versicherungen. Das macht ökonomisch Sinn. Dass dieses Instrument die Banken verleitet hat, auch absehbar zahlungsunfähigen Sozialhilfeempfängern fahrlässig Darlehen aufzuschwätzen, schon weniger. Jetzt hat der IWF unerwartet deutlich einen ersten Abriss der gesamten Finanzkrise aufgezeigt. Eine Billion Dollar, eine astronomische Zahl mit zwölf Nullen, hat das unseriöse Finanzgebaren die größte Volkswirtschaft der Welt gekostet. Noch haben wir keine Weltwirtschaftskrise. Sie kann aber kommen.
Quelle: Rheinische Post (von Martin Kessler)