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WAZ: Gesinnung im Test

Archivmeldung vom 11.06.2008

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 11.06.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Stellen Sie sich vor, Ihr Sohn kommt zu Ihnen und möchte mit einem anderen Mann zusammenleben. Wie reagieren Sie?" - Dass solche Fragen von einer Behörde gestellt werden, möchte man als dumm, Gesinnungsschnüffelei oder sonstwie unverschämt einordnen. Doch sie wurden gestellt: im "Stuttgarter Fragebogen", der 2006 als Einbürgerungstest galt. Dass sich Ähnliches jetzt wiederholt, ist kaum denkbar. Die Blamage saß tief.

Doch es besteht auch kein Grund, solche Tests grundsätzlich infrage zu stellen. Die urdemokratischen Briten etwa machen es, und die Prüfung hat ihren inneren Wert: Sie zeigt, dass dieser Staat - zumindest symbolische - Hürden stellt; die Staatsbürgerschaft ist nichts Beliebiges, nicht zum Nulltarif zu haben.

Ob allein ein bestandener Test jemanden schon zum guten Staatsbürger macht, ist fraglich. Wer westliche Werte für dekadent hält und Demokratie als staatliche Schwäche versteht, wird das kaum offenbaren. Auch vor "Parallelgesellschaften" schützen Tests nicht. Also entlassen sie die Parteien nicht aus der Verantwortung, kluge Integrationspolitik zu betreiben.

Quelle: Westdeutsche Allgemeine Zeitung (von Rolf Potthoff)

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