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Neues Deutschland: Wahlen in Serbien

Archivmeldung vom 13.05.2008

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 13.05.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Kaum ein Volk wurde in den letzten Jahren so oft an die Wahlurnen gerufen wie das serbische. Und oft genug haben die serbischen Wähler ihre vorgeblichen Wohltäter im Westen enttäuscht.

Die brachen denn auch nach den ersten Ergebnissen der jüngsten Parlamentswahlen in Jubel aus: Eindeutig, eindrucksvoll, ja historisch sei der Sieg der »Proeuropäer« um Präsident Boris Tadic. Unüberhörbar schwang in den Glückwünschen aus EU-Hauptstädten die Erleichterung darüber mit, dass Serbiens Bürger offenbar bereit seien, Kosovo »auf dem Altar der europäischen Zukunft zu opfern«, wie es die Belgrader »Politika« treffend ausdrückte. Mochte Tadic noch so oft beteuert haben, dass er Kosovo nicht aufgeben werde - gerade und nur um dieses »Opfers« willen hatten sich die EU-Staaten mit Verlockungen und Drohungen dreist in den Wahlkampf gemischt.

Der Jubel indes war voreilig: Die »Proeuropäer« (anmaßend ist schon die Bezeichnung) haben keine eigene Mehrheit. Die Behauptung, Tadic habe die Bevölkerung hinter sich vereinigt, ist schlicht unwahr. Serbiens Bürger sind nach wie vor gespalten, hin- und hergerissen zwischen dem verständlichen Wunsch, nicht länger als Ausgestoßene zu gelten, und der Wut über die ungerechte und widerrechtliche Behandlung durch »Europa«. Eine Regierung, die sich widerstandslos Brüsseler Wünschen fügt, ist in Belgrad jedenfalls vorerst nicht in Sicht.

Quelle: Neues Deutschland

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