WAZ: Ausflug ohne Ein-Euro-Jobber: Geld und Gesten
Archivmeldung vom 30.08.2007
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittEin Betriebsausflug soll Distanz zum Arbeitsalltag ermöglichen, ja Barrieren innerhalb der Belegschaft abbauen. Im Falle der Essener Arbeits- und Beschäftigungsgesellschaft, die am Freitag auf Niederrhein-Tour gehen will, ist schon jetzt das glatte Gegenteil eingetreten.
Die städtische Tochter, die sich um den gemeinnützigen
Einsatz von Hartz IV-Empfängern kümmert, hat den Ausflug ohne ihre
rund 500 Ein-Euro-Jobber geplant. Die erstaunlich offensive
Erklärung: Logistische Probleme und negative Erfahrungen mit den
zuweilen schwierigen Gelegenheitsarbeitern ließen es angeraten
erscheinen, den freien Tag lieber im Kreise der Stammbelegschaft zu
verbingen.
Ob dieser Ausschluss gleich ein Indiz ist, dass Hartz IV-Empfänger
in Essen als "Menschen zweiter Klasse" oder gar "Sklaven" gehalten
werden, wie das Erwerbslosen Forum dröhnt, sei dahingestellt. In
jedem Fall zeigt der Vorgang die Sensibilität des Themas: Wer für
einen Euro zusätzlich den Rücken krummt macht, sehnt sich nach
Teilhabe am Arbeitsleben. Da sind Gesten oft wichtiger als Geld. Die
Essener Fahrt ins Blaue - einfach blauäugig!
Quelle: Pressemitteilung Westdeutsche Allgemeine Zeitung