Neues Deutschland: zur Lage in der CSU
Archivmeldung vom 17.01.2007
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Freigeschaltet durch Jens BrehlDer politische Nachruf auf den verlustig gegangenen Ministerpräsidenten wurde im Bayerischen Rundfunk zu früh gesendet. Stoiber bleibt Bayern vorerst erhalten. Zehn Stunden haben die wackeren CSU-Fraktionsmitglieder um dessen Schicksal gerungen - und sich doch (noch) nicht zum Befreiungsschlag durchringen können.
Aber
was hätte sich geändert, wenn in der Nacht ein neuer Name an die
Staatskanzlei gepinnt worden wäre? Ging es um politische Inhalte bei
all dem Gerangel der letzten Wochen? Waren Kursänderungen im
Gespräch? Stehen Beckstein, Huber, Herrmann oder Seehofer für eine
andere CSU? Fehlanzeige!
Die Amigos wollen lediglich einen neuen Oberboss. Einen, der den
Transrapid besser erklären, das Kaltstellen von Konkurrenten
geschickter einfädeln und sein Ego erfolgreicher verbergen kann.
Einen, der es den Kabarettisten und Karikaturisten ein bisschen
schwerer macht. Einen, der zumindest in der Neulingszeit noch nicht
von jenem Autismus befallen ist, an dem nach längerer Amtszeit jeder
Machtausübende zu erkranken droht. Doch zunächst haben sich die
Stoiber-Erben im verflochtenen Netz gegenseitiger Abhängigkeiten, das
auch sie freilich dereinst nicht missen wollen, verfangen - derweil
es dem Ministerpräsidenten noch einmal dienlich war, seinen freien
Fall vorübergehend abzufangen. Für den Chefredakteur des Bayerischen
Rundfunks ist das allerdings mitnichten eine gute Nachricht. Mit
Rache kennt sich Stoiber nämlich wirklich aus.
Quelle: Pressemitteilung Neues Deutschland