Westfalenpost: Von der Arbeit
Archivmeldung vom 02.05.2007
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittSchon in den 70er Jahren haben Soziologen vorausgesagt, uns gehe die Arbeit aus. Globalisierung war damals kein Thema, es gab eine Million Arbeitslose. Aber spätestens als Deutschland anfing, nicht nur Waren, sondern auch Arbeitsplätze ins Ausland zu exportieren, schien sich die Voraussage zu bewahrheiten.
Doch jetzt jubiliert der Arbeitsminister: Unter vier Millionen
Arbeitslose, der Aufschwung am Arbeitsmarkt ist da. "Die Arbeit geht
uns aus" - gilt das etwa nicht mehr?
Fakt ist: Wir haben eben noch immer fast vier Millionen Arbeitslose,
für viele, die doch arbeiten wollen, besteht kaum Hoffnung, dass sie
je wieder eine Stelle finden. Dazu gibt es immer mehr schlecht
bezahlte Jobs - so schlecht, dass die Menschen, die diese Arbeit
dennoch annehmen, davon kaum selbst leben können, geschweige denn
eine Familie zu ernähren imstande wären. Praktikanten werden
bisweilen gar nicht bezahlt, und sei der Praktikant noch so
qualifiziert. Schließlich steigt die Zahl der befristeten Stellen
unaufhörlich.
Das alles heißt: Der Normalarbeitsplatz, eine unbefristete
Vollzeitstelle, die den Mann oder die Frau ordentlich ernährt, ist
nur mehr ein Minderheitenmodell, das sogenannte Prekariat stellt die
Mehrheit. Und daran wird sich so schnell nichts ändern, Aufschwung
hin oder her. Auch deshalb diskutiert das Land über Mindestlöhne und
Grundsicherung. Der Mindestlohn würde allein die schlecht Bezahlten
entlasten; die Grundsicherung, das entgegengesetzte Modell,
tatsächlich Freiheit von der Arbeit bringen. Aber so weit, das lässt
sich am Tag der Arbeit sicher sagen, so weit ist dieses Land noch
nicht.
Quelle: Pressemitteilung Westfalenpost