Lausitzer Rundschau: Die Streiks in Frankreich
Archivmeldung vom 22.11.2007
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittFrankreichs öffentlicher Dienst war, ist bis heute die Stütze eines Staates, der im gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Leben eine wesentlich größere Rolle spielt als beispielsweise in der Bundesrepublik. Dafür sind auch die einfachen Bediensteten mit Privilegien ausgestattet. Zu ihnen zählt eine Ruhestandsregelung, die ihresgleichen sucht - sieht man einmal von den Abgeordneten des deutschen Bundestages ab.
Dass Nicolas Sarkozy, der neue, ehrgeizige Präsident, sich als der
Mann zu profilieren gedenkt, der dort jetzt endlich und als erster
einschneidende Änderungen durchsetzt, war zu erwarten. Und die
zersplitterte Gewerkschaftsbewegung des Landes hat ihm den Gefallen
getan, darauf wie erwartet mit einer Streikwelle zu reagieren.
Die zunehmende Militanz einer langsam schrumpfenden Zahl von
Arbeitskämpfern ist ein Zeichen dafür, dass die Rechnung des
Präsidenten aufgeht. Er weiß eine große Mehrheit der Menschen hinter
sich und kennt die mangelnde Schlagkraft der Gewerkschaften. Er hat
diese Konfrontation bewusst gesucht.
Erneut sitzt die französische Linke in der Sarkozy-Falle. Sie
reagiert mit Beharrungsreflexen auf einer Politik, deren erklärtes
Ziel tiefgreifende Veränderungen sind. Sie versteht nicht, dass der
Präsident deswegen gewählt wurde, weil zu vielen Franzosen die
Verteidigung des Status Quo als größeres Übel erscheint.
Tatsächlich ist Sarkozy der Revolutionär und die Linke entpuppt sich
als konservative Kraftlosigkeit. Frankreich verändert sich. Es erhält
ein neues, noch nicht klar erkennbares Gesicht und es gewinnt in
Europa ein stärkeres Gewicht. Auch die Bundesrepublik steht bislang
noch vor der Sarkozy-Falle.
Quelle: Pressemitteilung Lausitzer Rundschau