Greta Thunberg verfehlt ihre Ansprüche - Kommentar von Theresa Martus
Archivmeldung vom 28.10.2023
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Freigeschaltet durch Mary SmithSymptomatisch war die Sache mit dem Kraken. Als Greta Thunberg vor ein paar Tagen ein Foto auf Instagram postete, auf dem sie und drei andere Aktivistinnen sich mit Palästinensern in Gaza solidarisierten, war darauf auch ein Stofftier in Form eines Kraken. Der Krake, der die Welt umschlingt, wird oft als antisemitische Metapher verwendet. Deshalb gab es Kritik. Thunberg löschte das Foto und lud erneut eines hoch, ohne Tier.
Ihre Erklärung: Ihr Krake, ein wendbares Stofftier, das je nach Seite grimmig oder gut gelaunt schaut, werde von autistischen Menschen oft verwendet, um Gefühle zu kommunizieren. Selbst wenn man dieser Erklärung folgt, war die Episode ein Offenbarungseid. Denn sie zeigt: Thunberg weiß so wenig über Antisemitismus, dass sie eines seiner prominentesten Symbole nicht kennt - und zögert trotzdem nicht, einseitig Position zu beziehen in diesem Konflikt.
Das ist einige Tage her, inzwischen muss man ergänzen: Thunberg weiß nicht nur wenig über Antisemitismus, es ist ihr offenbar auch egal, ob sie ihn fördert. Beim jüngsten Streik am Freitag posiert sie bereitwillig in einer Gruppe, in der ein Plakat hochgehalten wird, auf dem Israel "Genozid" vorgeworfen wird.
Fridays for Future kämpft nicht nur für Klimaschutz. Die Bewegung fordert explizit auch Klimagerechtigkeit, also die faire Verteilung von Lasten. Wenn Thunberg nicht bereit oder in der Lage ist, Unterstützung für die palästinensische Zivilbevölkerung auszudrücken, ohne antisemitische Narrative zu verbreiten, gefährdet sie Jüdinnen und Juden. Sie bringt die Klimabewegung in Misskredit und verfehlt die eigenen Ansprüche. Denn mit Gerechtigkeit hat das nichts zu tun.
Quelle: BERLINER MORGENPOST (ots)