Neues Deutschland: Zum Europäischen Sozialforum in Athen
Archivmeldung vom 08.05.2006
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 08.05.2006 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittAußer Spesen nichts gewesen? Es braucht nicht viel Fantasie, um diese Frage nach dem Abschluss des Europäischen Sozialforums in Athen vorauszusehen. Sicher, die Bilder Zehntausender Menschen aus Dutzenden Ländern, die ihren Protest gegen neoliberale Politik und Krieg durch die Straßen der griechischen Hauptstadt trugen, sind beeindruckend.
An der realen Politik, so werden Kritiker
monieren, wird sich jedoch auch nach dem vierten ESF nichts ändern.
Diese Ansicht ist ebenso richtig wie falsch. Der Illusion, mit ihren
Aktionen sofortige Veränderungen zu erzielen, haben sich die
Teilnehmer nicht hingegeben - in Athen ebenso wenig wie auf
vorangegangenen Treffen. Tatsache ist jedoch, dass es kaum eine
andere internationale Begegnung gibt, auf der sich der Widerstand
gegen sozialen Kahlschlag und aggressive Außenpolitik so deutlich
manifestiert wie auf den Sozialforen. Und sie bleiben der wohl
einzige Rahmen, der im weitesten Sinne linke Bewegungen,
Organisationen, Gewerkschaften und Parteien zusammenführt.
Natürlich ist es schwer, die verschiedensten dabei vertretenen
politischen Positionen unter einen Hut zu bekommen. Doch eben darin
liegt die Stärke der Sozialforen: Es geht um den Austausch von Ideen,
um die Entwicklung von Alternativen, von politischen Visionen. Und
diese sollten nicht daran gemessen werden, ob sie gleich morgen
umzusetzen sind.
Quelle: Pressemitteilung Neues Deutschland