WAZ: Komplizierter mit Obama
Archivmeldung vom 01.03.2008
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie amerikanische Obama-Begeisterung ist jetzt auch in Deutschland angekommen. Dabei wird leicht übersehen, dass mit Obama (nimmt man an, dass er die Wahl gewinnt) nicht einfach alles besser wird. In mancher Hinsicht wird Obama sogar ein noch schwierigerer Partner für die Europäer sein.
Seine Forderung, dass die Europäer die Amerikaner im Süden Afghanistans entlasten sollen, zeigt, was Deutschen und anderen bevorsteht.
Deutsche Diplomaten machen keinen Hehl daraus, dass die
Unbeliebtheit von Präsident Bush in Europa bislang manches leichter
machte. Das eigene Publikum erwartete nichts anderes, als dass man
Bush möglichst oft abblitzen ließ. Aber was soll man sagen, wenn
demnächst Obama den Europäern eine neue, vertrauensvolle
Zusammenarbeit anbietet, sie aber im Gegenzug stärker in die Pflicht
nehmen will?
Die Legende, die deutsche Politiker spinnen, dass etwa in der
Nato alles bestens in Ordnung sei und die Deutschen viel Anerkennung
für ihre Einsätze im Norden Afghanistans erfahren, wird der
politischen Realität nach Bush nicht standhalten. Richtig ist, dass
es im Bündnis schon jetzt kräftig brodelt. Sobald Bush abgewählt ist,
wird dieser Streit eskalieren.
Quelle: Westdeutsche Allgemeine Zeitung